Ein Schulungskonzept bitte – aber welches?

Für jedes Schulungsvorhaben gibt es ein passendes Lehrkonzept. Um das richtige Schulungskonzept für Ihr Vorhaben zu finden, legen Sie zunächst Ihr Thema und Ziel fest.

Im zweiten Schritt definieren Sie die Voraussetzungen für die Schulung in Ihrer Organisation mithilfe der folgenden Fragen:

Wie komplex ist Ihre Aufgabe?
Wie häufig soll diese Schulung stattfinden?
Welche Zielgruppe möchten Sie erreichen?
Wie viele Teilnehmer haben Sie durchschnittlich?
Welche Weiterbildungsinfrastruktur haben Sie in Ihrer Organisation?
Welche Bedeutung und wieviel Zeit wird Weiterbildung eingeräumt (Weiterbildungskultur)?

Um nun tatsächlich das geeignete Schulungskonzept für Ihr Schulungsvorhaben und Ihre Zielgruppe finden zu können, möchte ich Ihnen mithilfe eines Überblicks über einige beliebte Schulungskonzepte eine erste Orientierung geben.

Abb. 1 Die Suche nach dem passenden Schulungskonzept

Fangen wir mit dem Konzept an, was Sie am leichtesten umsetzen können:

1. Das klassische Schulungskonzept

Beim klassischen Schulungskonzept sind alle Lehrmethoden möglich. Digitales Lernen hat hier ebenso einen Platz wie Präsenzveranstaltungen. Kennzeichnend für dieses Konzept ist, dass jede Lerneinheit mit genau einer Lehrmethode vermittelt wird.

Beispiele

  • Eine einwöchige Präsenzschulung für alle neuen Mitarbeiter in einer Organisation.
  • Eine ISO-Schulung mittels eines Web Based Training.

Vorteile

  • Sie können die Lerneinheiten unabhängig voneinander konzipieren (geringer Abstimmungsaufwand).
  • Die Lehrmethode wird für jede Lerneinheit passend festgelegt.
  • Sie benötigen nur die Ressourcen, die für die Anwendung der jeweiligen Lehrmethode gebraucht werden (z.B. Präsenzschulung: Trainer, Raum, Projektor).
  • Relativ leicht umsetzbares Konzept (wichtig sind hier Vollständigkeit und Wahl der Methode je Lerneinheit).
  • Die Teilnehmer können die Lerneinheiten unabhängig voneinander absolvieren (niedriger Organisationsaufwand).
  • Die Teilnehmer können die Reihenfolge der Lerneinheiten nach Präferenz wählen.

Nachteile

  • Zusammenhänge sind nicht offensichtlich, so dass komplexe Aufgaben evtl. schwierig umzusetzen sind.
  • Da es in der Regel keine zeitlich festgelegten Wiederholungen gibt, ist die Gefahr des Vergessens recht hoch.

Tipp: Aber auch bei klassischen Konzepten ist es möglich, die Lernenden zu leiten. So kann man mithilfe einer Plattform (z.B. einem LMS) einen schrittweisen Rollout der Lerninhalte durchführen und so auch Wiederholungen und Vertiefungen einführen. Die Einführung eines Gamificationkonzeptes kann das Lernen spannender machen und Anreize schaffen.

2. Blended Learning Schulungskonzept – der richtige Mix macht’s

Abb. 2 Blended Learning – der perfekte Mix aus verschiedenen Lehrmethoden

Üblicherweise versteht man unter dem Begriff Blended Learning die Kombination einer digitalen Lehrmethode mit einer Präsenzschulung. Tatsächlich lassen sich aber auch verschiedene digitale Formate oder auch Webinare kombinieren.

Ein Beispiel für ein einfaches Blended Learning Konzept ist eine Schulung zu effektiver Kommunikation via Telefon bestehend aus:

  • Grundlagenvermittlung in einem E-Learning
  • Präsenzschulung oder Webinar mit Diskussionen, Fragen und Übungen zur Anwendung des Gelernten in Form von Szenarien und Rollenspielen
  • E-Learning zur Wissensvertiefung/-überprüfung. Auch hier sind Übungen und Anwendungen wie Szenarien und Simulationen aber auch Wissensvermittlung möglich.
  • Abschließend können ein Assessment und eine Zertifizierung stehen.

Grundsätzlich kann Blended Learning für alle Themen verwendet werden.

Vorteile

  • Lernende mit verschiedenem Ausgangswissen lassen sich mithilfe vorgeschalteter E-Learnings auf ein gemeinsames Ausgangsniveau für die Präsenzschulung bringen.
  • Inhalte werden durch verschiedene Lehrmethoden erarbeitet und so durch die Nutzung verschiedener Kanäle und Sinne ein tieferes Verständnis erreicht.
  • Wiederholungen des Themas sind Teil des Programms, so dass eine Übernahme ins Langzeitgedächtnis wahrscheinlicher ist (Vergessenskurve).
  • Lernende eines Blended Learning Konzepts sind leistungsfähiger als die Teilnehmer eines reinen Präsenz oder E-Learning-Kurses. Das hat eine Metaanalyse repräsentativer Studien nachgewiesen.
  • Jede Lehrmethode kann für das eingesetzt werden, was sie am besten kann:
    • Die Selbstlerneinheiten (digitales Lernen) ermöglichen das Lernen im eigenen Tempo und auch das Nachschlagen.
    • Die Präsenzveranstaltungen können sich auf Aktivitäten, Lernvertiefung (durch z.B. Problemlösungsaufgaben), soziale Aspekte und die direkte Ansprache des Lehrenden konzentrieren.

Voraussetzungen

  • Ihre Organisation muss über eine Weiterbildungskultur verfügen, die Lernenden Zeit, Raum und Priorität für Weiterbildung einräumt.
  • Es muss gewährleistet sein, dass Lernmodule, die aufeinander aufbauen auch in der richtigen Reihenfolge und in einem sinnvollen zeitlichen Abstand zueinander absolviert werden können.
  • Auch für das digitale Lernen müssen Zeitfenster des ungestörten Lernens eingeräumt werden.
  • Das benötigte Equipment muss den Lernenden zur Verfügung stehen.

2.1 Flipped Classroom – eine besondere Form des Blended Learnings

Dieses Schulungskonzept kommt aus dem Schulbereich. Hier steht üblicherweise der Unterricht für die Wissensvermittlung und die Hausaufgaben für dessen Vertiefung durch Anwendung und Übung. Beim Flipped Classroom Konzept ist es andersherum (flipped). Hier findet die Wissensvermittlung durch E-Learning Angebote und Printmedien vor einer Präsenzveranstaltung statt. In der Präsenzveranstaltung geht es dann um die Wissensvertiefung, Anwendung und den Transfer. Das erworbene Wissen kann zur Lösung von Problemen z.B. die Übertragung auf einen Konfliktfall herangezogen werden.

Wichtig bei diesem Schulungskonzept ist, dass alle Teilnehmer vorbereitet in die Präsenzschulung kommen.

3. Social (Collaborative) Learning – nutzen Sie die Expertise in Ihrer Organisation

Abb.3 Social Learning: Austausch von Kollegen über eine Kollaborationsplattform

Menschen sind soziale Wesen. Das hatte schon Aristoteles erkannt. Das Lernen voneinander begleitet uns von klein auf. Wir arbeiten gerne zusammen (kollaborativ). Für uns gehören Social und Collaborative Learning deswegen zusammen. Als Organisation können Sie diese natürliche Form des Lernens nutzen. Dabei ist soziales oder kollaboratives Lernen so vielfältig wie unsere sozialen Kontakte: Mentorprogramme, Lerngruppen, Plattformen, die Diskussionen ermöglichen (ähnlich wie Social Media), eine FAQ-Datenbank oder ein Wiki können soziales Lernen ermöglichen.

Vorteile

  • Studien zeigen, dass wir Gelerntes eher behalten, wenn wir es in einem kollaborativen Umfeld gelernt haben.
  • Ihnen steht das Wissen und die Expertise einer großen Anzahl von Mitarbeitern zur Verfügung
  • Die Jobzufriedenheit Ihrer Mitarbeiter steigt, wenn sie ihr Wissen teilen dürfen. Sie fühlen sich angenommen.
  • Die Wissensvermittlung findet lateral statt (von Kollege zu Kollege). Hier zeigt sich eine größere Akzeptanz und Annahme im Vergleich zur top-down Wissensvermittlung (vom Dozenten/Chef zum Lernenden): „Der Kollege weiß, wovon er redet“.

Voraussetzungen

  • Ihre Organisation muss über eine Unternehmenskultur verfügen, die offen ist für neue Wege und Methoden.
  • Ihre Organisation muss über eine Weiterbildungskultur verfügen, die Lernenden und Lehrenden Zeit, Raum und Priorität für Weiterbildung einräumt.
  • Sie müssen die Qualität der Informationen und Beiträge gewährleisten. Die Validierung muss Teil der Kollaborationsplattform/ der Kollaborationsprozesse sein.
  • Sie müssen sicherstellen können, dass das Wissen leicht und schnell zugänglich ist, damit die Lernenden nicht zu viel Zeit mit Suchen verbringen.

4. Social Blended Learning – eine Zusammenführung der beiden Schulungskonzepte

Hier gibt es zusätzlich zu den oben beschriebenen Lerneinheiten eine Kollaborationsplattform für eine Lerngruppe, in der die Lernenden zum Beispiel für ein Onboarding oder ein MOOC (Massive Open Online Course) zusammengefasst sind. In der Plattform erhalten sie verschiedene Medien wie Videos und Texte, Übungen, WBTs u.ä. und haben die Möglichkeit gemeinsam Aufgaben zu lösen, Fragen zu stellen oder miteinander oder mit dem Lehrenden zu diskutieren.

Vorteile und Voraussetzungen ergeben sich bei diesem Schulungskonzept aus der Kombination derer, die wir bei den Konzepten oben gesehen haben.

Abb. 4 Social Blended Learning Schulungskonzept: Lehrmethodenmix und Austausch

MOOC – eine besondere Form des Social Blended Learnings

Bei einem MOOC (Massive Open Online Course) starten viele Teilnehmer zur gleichen Zeit ein Social Blended Learning Programm. Häufig ist ein MOOC in Lerneinheiten aufgeteilt, die zum Beispiel wöchentlich ausgerollt werden. So ist gewährleistet, dass sich die Teilnehmer zur gleichen Zeit mit dem gleichen Stoff beschäftigen und untereinander austauschen können.

5. Modular Learning – das Schulungskonzept für maximale Flexibilität

Modular Learning bedeutet die Aufteilung des Lernziels in kleinere Lernabschnitte (Module). Diese Aufteilung passiert zum einen nach abzuarbeitenden Themen, zum anderen aber auch nach Erfahrungsleveln. So kann jeder dort in das Trainingsprogramm einsteigen und genau die Module belegen, die er oder sie lernen oder vertiefen möchte oder muss. Dieses Konzept eignet sich zum Beispiel für ein Onboardingprogramm. Hat man Teilnehmer, die neu in Ihrer Organisation sind, aber unterschiedliche berufliche Vorerfahrungen mitbringen, so sind die Module, die Ihre Organisation, Ihre Werte, Ihre Kultur, Ihre Mission und Ihre Arbeitsweise vorstellen, unabhängig von der beruflichen Vorerfahrung interessant. Hingegen sind Informationen zum rechtlichen Umfeld oder grundlegende Arbeitsschritte nur für Berufseinsteiger von Interesse.

Vorteile

  • Passgenaues Trainingsprogramm für jeden Lernenden
  • Sehr effizient, kein Scrap Learning (Lernen von überflüssigen Inhalten)

Voraussetzungen

  • Die Möglichkeit Lernen passgenau zur Verfügung zu stellen
  • Festlegung von objektiven Kriterien für die Modulauswahl (Lernpfadbestimmungen)

6. Fazit

Starten Sie die Suche nach dem passenden Schulungskonzept mit der Frage, welches das optimale Konzept für Ihren Schulungsbedarf ist. Dabei bietet Ihnen diese Übersicht über die verschiedenen Schulungskonzepte eine erste Orientierung. Natürlich stehen wir auch gerne für Fragen oder eine weitergehende und individuelle Beratung zur Verfügung.
Schauen Sie sich im zweiten Schritt Ihre Organisation an. Erfüllt sie die Voraussetzung für dieses Konzept? Beachten Sie dabei nicht nur die technische, sondern auch – besonders wichtig – die kulturelle Ebene!

Möchten Sie weitere Informationen zu diesem Thema?

Dann bleiben Sie unserem Blog treu, denn wir planen weitere Posts zu diesem Thema, in denen wir einzelne Konzepte genauer unter die Lupe nehmen.
Gerne können Sie auch Ihre Erfahrungen und Fragen in den Kommentaren mit uns teilen. Wir freuen uns auf Sie!


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