Einfache Sprache in E-Learnings: Verständlichkeit als Erfolgsfaktor

Digitale Schulungen sind in vielen Unternehmen fester Bestandteil der Weiterbildung.

Doch selbst die besten E-Learning-Angebote verlieren an Wirkung, wenn die Sprache für die Zielgruppe zu kompliziert ist. Als ein Teil von Barrierefreiheit gewinnt die einfache Sprache bei der Erstellung von Online-Schulungen zunehmend an Bedeutung.

Warum komplizierte Sprache den Lernerfolg mindert

Viele Fachbegriffe, lange Sätze und anspruchsvolle grammatische Strukturen führen schnell dazu, dass Lernende die Inhalte nicht verstehen und mental aussteigen.

Ein Angebot in einfacher Sprache ist besonders dann entscheidend für den Schulungserfolg, wenn es in der Belegschaft Mitarbeitende mit unterschiedlichem Bildungsniveau, anderen Muttersprachen, geringer Lesekompetenz oder kognitiven Einschränkungen gibt, genauso wie Mitarbeitende mit einer hohen Arbeitsbelastung.

In Branchen wie z. B. Industrie, Logistik, Pflege, Handel und Gastronomie gibt es häufig Zielgruppen, die von Lerninhalten in besonders verständlicher, einfacher Sprache profitieren.

Was ist einfache Sprache?

Einfache Sprache ist ein klar definiertes Konzept für die Vermittlung von komplexen Inhalten auf leichtem Sprachniveau. Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Es orientiert sich an der internationalen ISO-Norm 24495-1 (“Plain Language”) und wurde in Deutschland durch die DIN 8581-1 konkretisiert.

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass einfache Sprache die inhaltliche Präzision verringert. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Durch gezielt vereinfachte und klar strukturierte Formulierungen wird sichergestellt, dass die wesentlichen Inhalte verständlich und gleichzeitig fachlich korrekt vermittelt werden.

Damit das gelingt, sind vier allgemeine Kernprinzipien entscheidend:

  • Relevanz: Die Informationen müssen notwendig und nützlich sein.

  • Auffindbarkeit: Die Inhalte sollten klar strukturiert und schnell erfassbar sein.

  • Verständlichkeit: Kurze Sätze, einfache Wörter und aktive Sprache sind essenziell.

  • Anwendbarkeit: Lernende müssen die Inhalte direkt umsetzen können.

Wie lässt sich einfache Sprache in E-Learnings umsetzen?

Übertragen auf digitale Schulungsangebote ergeben sich aus diesen vier Kernprinzipien zwei wichtige Bereiche, um einfach verständliche E-Learnings zu erstellen:

Sprachliche Gestaltung:

  • Kurze, klare Sätze formulieren (maximal 15 – 20 Wörter)

  • Begriffe nutzen, die der Zielgruppe geläufig und leicht verständlich sind
    (statt "konzipieren" besser “planen)

  • Fachwörter nur mit einfachen Synonymen oder Erklärung verwenden
    (statt: "Wir benötigen Ihre Autorisierung, um fortzufahren."​ besser:

    • mit Synonym: "Wir benötigen Ihre Erlaubnis, um fortzufahren."​

    • mit Erklärung: "Wir benötigen Ihre Autorisierung (Erlaubnis), um fortzufahren.")

  • Wann immer möglich: Verben verwenden statt Nominalisierungen
    (statt “Durchführung der Prüfung" besser “die Prüfung durchführen")

  • Direkte Ansprache verwenden
    (statt "Es muss auf den Button geklickt werden." besser "Klick auf den Button.")

Struktur und Layout:

  • Pro Satz nur eine Aussage formulieren

  • Absätze kurz halten

  • Prägnante und eindeutige Überschriften nutzen

  • Listen und Bullet Points verwenden

  • Schlüsselbegriffe durch Fettdruck oder Kursivschrift hervorheben

  • Am Ende der Lerneinheiten eine Zusammenfassung anbieten

  • Inhalte visuell durch Icons oder Diagramme unterstützen

So weit die Theorie. Aber wie sieht das Ganze nun konkret in der Praxis aus?

Ein praktisches Beispiel

Um sich den Unterschied und Mehrwert einfacher Sprache besser vorstellen zu können, hier ein Beispiel eines fiktiven Screens eines Web Basierten Trainings (WBT).

WBT-Screen OHNE einfache Sprache:

Negativ, weil …

  • lange Überschrift

  • viel Text:

    • vollständige Sätze über mehrere Zeilen

    • pro Satz mehrere Aussagen

    • lange Absätze

  • keine Hervorhebungen

  • keine Icons

WBT-Screen MIT einfacher Sprache:

Positiv, weil …

  • Überschrift und Zwischenüberschriften

  • wenig Text:

    • kurze Sätze

    • pro Bullet Point eine Aussage

  • Hervorhebungen

  • Icons

  • Fachwörter mit einfachen Synonymen oder Erklärung

Mit einfacher Sprache alle Mitarbeitenden erreichen

Einfache Sprache ist mehr als ein „Nice-to-have“ – sie ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg digitaler Schulungsangebote. Sie verbessert die Verständlichkeit für unterschiedliche Zielgruppen, steigert die Motivation der Lernenden und sorgt dafür, Wissen nachhaltig zu verankern. Gerade in heterogenen Teams ist eine klare, zugängliche Sprache der Schlüssel, um alle Mitarbeitenden mitzunehmen – unabhängig von Vorwissen, Sprachkenntnissen oder Zeitdruck im Arbeitsalltag.


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